Mein Konzept

Historische und prähistorische Fischerei im Experiment

Vorführung und Darstellung des Fischerhandwerks und der Fischereitechniken von der Vor- und Frühgeschichte bis zum Industriezeitalter

Seit 1989 bin ich ausgebildeter Berufsfischer und seit 2002 Inhaber eines Fischereibetriebes in der kleinen Küstenfischerei auf dem Ostseefjord Schlei. Als Vollerwerbsfischer in der kleinen Küstenfischerei ist für mich meine Arbeit in der Museumsfischerei inzwischen seit 2002 ein zusätzliches berufliches Standbein meines Fischereibetriebes. Als Berufsfischer stellte sich mir am Anfang meiner Recherche zu alten Fischereitechniken 1991/92 die Frage, welche Fangtechniken und Fanggeräte in der Vor- und Frühgeschichte bereits existierten und wie ergiebig deren praktischer Einsatz im damaligen Alltag war.

Mich interessierte der Arbeitsaufwand bei der Rekonstruktion von Fanggeräten nach archäologischen Funden und historischen Vorlagen und deren Gebrauch im Vergleich zu den heute bekannten Fischereigeräten.

Es stellte sich die Frage, warum bestimmte Fischereigeräte zum Teil nur regional begrenzt oder auch nur in bestimmten Zeitepochen zum Einsatz kamen, andere Techniken hingegen seit Jahrtausenden fast weltweit verbreitet sind und auch heute noch mit Erfolg angewandt werden. Hierzu gehören Angelgeräte, Speere, Harpunen, Reusen, Stellnetze und Zugnetze sowie Hamen und Kescher.

Rekonstruktionen

1992 begann ich dann mit der Rekonstruktion erster Stellnetze nach archäologischen Veröffentlichungen und Fundstücken.Seither rekonstruierte ich Fischereigeräte des Mesolithikums, des Neolithikums, der Bronzezeit, vorrömischen Eisenzeit, römischen Kaiserzeit, des Früh-, Hoch- und Spätmittelalters sowie der Neuzeit und der volkskundlichen Fischerei.

Die volkskundliche Fischerei ist eines meiner Tätigkeitsfelder, in welcher ich mich zunehmend engagiere, denn noch existieren in Museen, Freilichtmuseen und privaten Sammlungen viele Netze und andere Fanggeräte aus der Zeit vor der Einführung der Synthetikfaser. Diese Netze stellten ihrerzeit an ihre Anfertigung und Pflege einen wesentlich höheren Aufwand an die Fischer als heutigen Fanggeräte. Leider gehen durch unsachgemässe Lagerung, Verwendung als „maritime Dekorationsartikel“, Sachbeschädigung an Ausstellungstücken und sogar durch „Entsorgung als Müll“ viele wertvolle Zeugnisse der jüngeren Fischereigeschichte im Industriezeitalter unwiederbringlich verloren. Das gleiche gilt auch für alte Fischerkleidung , Fischereiwerkzeuge und Bootsausrüstung.

Die noch vorhandenen Netze aus dieser Zeit zu erhalten, zu reparieren und gegebenenfalls nachzufertigen und somit auch für zukünftige Generationen zu bewahren, ist mir ein wichtiges Anliegen.

Bei der Rekonstruktion meiner vor- und frühgeschichtlichen Fischereigeräte nutze ich zuweilen den Vergleich von archäologischem Fundmaterial mit heutzutage noch gebräuchlichen Gerätschaften und Fangtechniken verschiedener Kulturen aus Afrika, Nordamerika und Asien. Interessant ist beim ethnologischen Vergleich, dass sich hinsichtlich Fangtechniken und Fanggeräten in geographisch voneinander entferntesten Regionen nebeneinander die gleichen Methoden und Gerätschaften entwickelten, was darauf schließen lässt, das sich Techniken aus dem praktischen Gebrauch entwickelten. Ebenso ergeben sich auch sehr interessante Vergleiche der heute noch gebräuchlichen Fischereitechniken der Binnen- und Küstenfischerei mit vorgeschichtlichen Techniken, da die Vorläufer vieler „moderner Fischereigeräte“ bereits in der Mittel und Jungsteinzeit existierten.

Praktischer Einsatz von historischen Booten im Experiment

Ein weiteres Aufgabengebiet stellt für mich die Rekonstruktion und der praktische Einsatz von vor- und frühgeschichtlichen Booten im Experiment sowie auch die Arbeit mit traditionellen Fischerbooten dar. Gefördert mit Mitteln der Europäischen Fischereifonds konnte ich den Nachbau einer Smakkejolle, eines besegelten Fischerbootes des Jahres 1890 von der Museumswerft Flensburg erwerben. Dieses, früher an den Küsten Dänemarks und Schleswig-Holsteins häufige Boot erhielt im April 2012 einen Fahrterlaubnisschein der Fischereiaufsicht und ist als Fischerboot registriert.

Meine Fischereiausrüstung umfasst Fischereigeräte, ausgehend von der Mittelsteinzeit, aus unterschiedlichen Materialien, Angelhaken aus Knochen, Stein, Horn Bronze und Eisen, Fischspeere, Lystern, Harpunen, verschiedene Netze, Korbreusen, Bundgarne, verschiedene Kescher, Langleinen, Stülpe, Schlöpf, Schlaghaken, Gaff ,Netznadeln,Netzbojen , Netzanker und vieles mehr.

Alle meine Geräte sind voll funktionsfähig und einsatzbereit und können auf historischen Veranstaltungen auch vorgeführt werden. Derzeit ist dies die größte private Sammlung von Repliken unterschiedlicher historischer Fischereigeräte von der Vorgeschichte bis zur Neuzeit außerhalb eines Museums in der Bundesrepublik.

Mit authentischen Repliken der gebräuchlichen Küchengeräte der jeweils dargestellten Zeiten demonstriere ich die möglichen Art der Fischzubereitung. Dort, wo noch schriftliche Fischrezepte erhalten sind (Antike, Mittelalter, Neuzeit), bereite ich den Fisch entsprechend zu und informiere über die Hintergründe des Fischkonsums in der jeweiligen Zeit, sofern dieser überliefert ist.

Auch die Fischkonservierung ist seit den 90er Jahren Teil meiner Darstellung der Fischerei. Vom fangfrischen Fisch hin zum Räucherfisch oder zum Beispiel zu eingelegten Meeresfrüchten in römischen Amphoren, Trockenfisch, fermentierten Fisch oder dem Hering als Handelsgut der Hanse im mittelalterlichen Salzfass wird auch die Fischkonservierung der jeweiligen Zeit vermittelt.

Meine Arbeitsschwerpunkte

  • Rekonstruktion der unterschiedlichen Fischereigeräte von der Steinzeit bis zur volkskundlichen Fischerei bis zum Industriezeitalter. Ausstellungen zum Thema „Fischereigeschichte“ zu der jeweilig vom Auftraggeber gewünschten Epoche.
  • Anfertigung historischer und prähistorischer Fischereiausrüstungen für Museen
  • Fischfang mit rekonstruierten Fischereigeräten.
  • Fischereiexperimente mit rekonstruierten Fischereifahrzeugen.
  • Restaurierung erhaltener historischer Fischereigeräte.
  • Dokumentation überlieferter und rekonstruierter Fischereitechniken und Handwerkstechniken des Fischerberufes
  • Seilherstellung mit unterschiedlichen Techniken vom handgedrehten Lindenbastseil bis zur hölzernen Zahnradseilerbahn
  • Zubereitung von Fisch mit neolithischen, bronzezeitlichen, eisenzeitlichen, römischen, mittelalterlichen und überlieferten volkskundlichen Techniken.
  • Rekonstruktion von Räucheröfen.
  • Essenszubereitung nach historischen Rezepten und rekonstruiertem Kochgeschirr.

Mit den passenden Gerätschaften und detailgetreu nach archäologischen Funden oder zeitgenössischen Abbildungen nachgefertigter Kleidung versuche ich, den Besuchern in Museen und auf historischen Veranstaltungen ein kleines Stück Alltagsleben der Vergangenheit zum Anfassen zu vermitteln.

Schwerpunkte meiner Fischereidarstellung

Dies sind die mittlere und späte Jungsteinzeit, die mittlere und Urnenfelderzeitliche Bronzezeit, die späte, vorrömische Eisenzeit, die frühe römische Kaiserzeit, das Mittelalter im 9. bis 10. Jahrhundert, das Mittelalter um 1250, das Spätmittelalter um 1480 und der Spätbarock um 1750.

Eine große Fischereiausrüstung für die Zeit um 1890-1905 mit einer komplett ausgerüsteten besegelten Smakkejolle und der passenden Fischer-und Wetterschutzkleidung zeigen die volkskundliche Fischerei zu Beginn einer Umbruchszeit. In der Zeit ab 1870 nach Beginn der Industrialisierung im Fischerberuf erlebte dieser in den folgenden 100 Jahren die größten Veränderungen seit Jahrtausenden der Fischereigeschichte.

Qualität in der Rekonstruktion meiner Ausrüstung und der Vermittlung an das fachlich interessierte Publikum haben für mich oberste Priorität, so dass ich mich stets nach den neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnissen und Publikationen orientiere. Sehr wichtig ist mir der fachliche Austausch mit Berufskollegen, Archäologen, Historikern, Archäotechnikern und anderen, geschichtlich archäologisch und handwerklich interessieren Personen.

Wichtig ist mir auch, überlieferte und inzwischen nicht mehr angewandte Handwerkstechniken des Fischerberufes zu dokumentieren und durch Vermittlung vor dem Vergessen zu bewahren.

Es sollte stets klar sein, dass es sich bei dem Versuch der „Darstellung des Alltags vergangener Zeiten“ lediglich um eine „Annäherung an die Vergangenheit“ handeln kann. Hierbei stellt sich mir oftmals die Frage , in wieweit Menschen des 21. Jahrhunderts die Lebensbedingungen vergangener Zeiten überhaupt realistisch erfassen, interpretieren und vermitteln können.

Der Verflachung der Darstellung von Handwerk geschichtlicher Zeitepochen als niveauloses, schlichtes, auf oberflächliche Klischees reduziertes „Spektakel“ einer Eventgesellschaft (leider auf vielen schlechten „historischen Märkten“ und „Mittelalterspektakeln“ allgegenwärtig), möchte ich durch gezielte Information auf Basis aktueller, veröffentlichter archäologischer und historischer Fakten entgegenwirken.

Besorgt stimmt mich die ideologische Verklärung der Vergangenheit auf manchen Veranstaltungen.

Eine Zusammenarbeit mit Einzelpersonen, Gruppen und Veranstaltern, die archäologische und geschichtliche Themen sowie geschichtliche Veranstaltungen zur Verbreitung extremistischer politischer oder religiöser Ansichten missbrauchen, lehne ich entschieden und kompromisslos ab!

Ideologie und Extremismus jeglicher Art und Ausprägung haben in der historischen Darstellung und Handwerksvermittlung nichts zu suchen!

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