Fischerei der Eisenzeit

Fischerei der Eisenzeit bei den Römern, Kelten und Germanen

Die verschiedenen Fischereitechniken der vorrömischen Eisenzeit bis zum Ende der römischen Kaiserzeit belegen vielfältige archäologische Funde. Durch zahlreiche erhaltene Abbildungen aus der römischen Welt und schriftliche Beschreibungen römischer Autoren ergibt sich ein vielfältiges Gesamtbild. Auf die vielfältigen Quellen zu der römischen Fischerei und deren wirtschaftlicher Bedeutung möchte ich allerdings später intensiver eingehen.

Fischerei bei den Kelten und Germanen

Für die verschiedenen nachweisbaren Fischereitechniken bei den Kelten und Germanen gibt es archäologische Funde vor allen aus dem Binnenland. Für die Küstenregion ist die vorliegende Fundlage bereits dürftiger, zumal durch den Meeresanstieg und den geänderten Küstenverlauf inzwischen viele mögliche Fundplätze unter Wasser liegen.

Wenn bei den Germanen die Fischerei im Allgemeinen in der Ernährung nach Ansicht von Wissenschaftlern eher eine untergeordnete Rolle spielte, so gibt es doch Fundplätze, an welchen sich eine intensive Fischerei mit professionellen Gerät nachweisen läßt. Mit professionellen Gerät meine ich aus meiner Sicht als Berufsfischer nicht Fanggeräte wie Angelgeräte, Schlagschlingen, Schlaghaken oder Fischspeere, sondern den Nachweis von Fischzäunen, die Netzfischerei mit Stell- oder Zugnetzen oder die Fischerei mit Reusen. Diese Geräte setzen genaue Kenntnisse des Verhaltens der befischten Arten voraus und benötigen zu ihrer Anfertigung einige Erfahrungen und Fachkenntnisse.

Der Nachweis von Netzen und Reusen unter archäologischen Funden belegt, dass sich dort Menschen intensiv mit den Techniken der Fischerei beschäftigt haben. Im römischen Imperium wird von antiken Autoren die Fischerei einerseits als vollerwerbliche Berufsfischerei, wie auch als Nebenerwerb sowie auch als ein Hobby gut situierter Personen beschrieben.

Ich gehe davon aus, das es sich auch auch bei den Kulturen Mittel- und Nordeuropas ähnlich verhalten haben wird. Das Spektrum kann sehr vielschichtig gewesen sein.

Da ist einerseits die Bauernfamilie, die alljährlich im Frühjahr zur Laichzeit mit Speeren, Schlaghaken und Schlagschlingen Hechte auf überschwemmten Wiesen und in Gräben gefangen haben wird. Andererseits gab es wohl auch Personen welche mit solch zeitaufwändig gefertigten spezialisierten Fanggeräten über das ganze Jahr hinweg gefischt haben werden. Professionelles Fanggerät findet sich sogar an sehr kleinen Binnengewässern. Ein schönes Beispiel dafür findet sich in Thüringen in Oberdorla.

An einem kleinen See, der zur Zeit seiner größten Ausdehnung gerade einmal knapp 200 Meter lang und an seiner breitesten Stelle ca 100m breit war, ließen sich 39 Reusen unterschiedlicher Bauart nachweisen. Netzflotten belegen die Stellnetz oder sogar Zugnetzfischerei. Zudem fanden sich Querangeln als Angelgerät, Schlaghaken, Kescherfragmente, Fischspeere und sogar eine Stülpe. Beschrieben werden diese Fanggeräte von Hans Joachim Barthel in seiner Publikation „Die germanische Binnenfischerei im Gebiet des See und Moorheiligtums von Oberdorla“

Bis auf einen Schlaghaken mit eiserner Hakenspitzebestanden alle nachgewiesenen Fanggeräte zumeist aus pflanzlichen, seltener aus tierischen Rohstoffen (Stabangel aus Knochen). Diese konnten in Oberdorla nur aufgrund günstiger Bedingungen (Moor) erhalten bleiben. Wie intensiv die Fischerei nun tatsächlich bei den Germanen ausgeübt wurde, lässt sich nur spekulieren.

Für die keltische Fischerei ist die Fundlage sehr ähnlich. Auch hier lässt sich die Fischerei vor allen im Binnenland nachweisen. Dabei gibt es auch Nachweise intensivster Fischereiausübung mit aufwendigen Fanganlagen.

Beeindruckend sind die später beschriebenen Fischzäune der frühen Hallstattzeit am Federsee. Einzelne reiche Personen (Fürst von Hochdorf, Hallstattzeit) betrieben die Angelfischerei als Liebhaberei.

Kurzbeschreibung der nachweisbaren Fischereigeräte dieser Zeit

Angelhaken

In Oberdorla lässt sich die Angelfischerei lediglich über Reste von Querangeln und Angelsenkern nachzuweisen. Angelhaken aus Metall sind dort nicht überliefert.

Die Stab- oder auch Querangeln sind ein beidseitig zugespitzter Holz- oder Knochenstab, der z.B. mit einem toten Köderfisch auf Hecht eingesetzt wird und sich beim Anschlag nach dem Biss im Maul oder Schlund querstellt. Schon seit dem Mesolithikum kennt man auch den Angelhaken in der bekannten gebogenen Form, der in Niederdorla aber nicht nachgewiesen wurde. Seit der Bronzezeit kommen bereits zum Teil feine Metallangelhaken zum Einsatz. Vielfältig ist die Form der Angelhaken der vorrömischen Eisenzeit.

Einsatz der Querangel

Einsatz der Querangel mit einem Köderfisch. Der Köderfisch ist tot. Dabei darf die Schwimmblase nicht beschädigt werden, sonst ist das Schweben des Köderfisches im Wasser nicht gewährleistet.

Stülpe

Im Opfermoor von Oberdorla fand sich auch eine Stülpe. Dieses Fanggerät (Bild) ähnelt einem Weidenkorb ohne Boden und wird beim Fang ruckartig über die Fische gestülpt (der Name ist Programm). Die Stülpe bestand aus einem Korbgeflecht mit einem unteren Durchmesser von 50 cm. Die Wandung ist auf einer Höhe von noch 40 cm. Erhalten, auch der obere Durchmesser beträgt 40 cm.

Die Fische werden anschließend mit der Hand aus einer Öffnung an der Seite oder Oberfläche entnommen. Die Stülpe kam zum Fang kleinerer Fische, meist von Köderfischen für die Angelfischerei, am flachen Ufer zum Einsatz..

In Afrika ist die Stülpe in der Binnenfischerei bis zum heutige Tag gebräuchlich.

Reusen und Fischzäune

Reusen der Eisenzeit bestanden zumeist aus Weidenholzgeflecht. Für den Einsatz von Netzreusen, wie sie im Baltikum bereits im Neolithikum verwendet wurden, gibt es aus der vorrömischen Eisenzeit keine Nachweise.

Hölzerne Korbreusen in der Fischerei werden in der römischen Kaiserzeit auf römischen Mosaiken und Bildern abgebildet. Dagegen, gibt es keine Bilder von Fischern mit Netzreusen. Ebenso fehlen die archäoloischen Funde von den charakteristischen Holzringen oder schriftliche Erwähnungen solcher Fanggeräte.Allerfings gibt es ein römisches Bild vom Einsatz einer Netzreuse mit Netzflügeln zum Vogelfang.

Für hölzerne Reusen der Eisenzeit und röm. Kaiserzeit gibt es den Nachweis vielfältiger Modelle. Alleine im kleinen See von Oberdorla fanden sich die Nachweise 3 verschiedener Reusenformen. Dieses waren Korb-, Tüten- und Trompetenreusen .

Die archäologisch nachgewiesenen Korbreusen von Oberdorla hatten eine konische Form. An der Öffnung zur Kehle hatte diese Reusen ein Durchmesser von etwa 90 cm. Bei einer Gesamtlänge der Reusen von über 1 Meter verjüngten sich die Reusen ab einer Länge von 80-90 cm auf ein Durchmesser von 40 cm. Der Abschluss der Korbreusen konnte in 2 verschiedenen nachgewiesenen Varianten ausfallen.

1.Variante
In der Länge von 30-40 cm lief die Reuse zylindrisch aus und wurde mit einem geflochtenen Deckel ähnlich wie römischen Reusen aus dem Kastell Valkenburg verschlossen

2.Variante
Die Reuse läuft in einem spitzkegligen Ende aus. In diesem Fall wurde das Reusenende durch einen geflochtenen Ring verschlossen. Die Kehlen wurden in die Reuse eingeflochten. Bei einer Länge von 30-40 cm hatte die Innenöffnung der Kehle an ihrer schmalsten Stelle ein Durchmesser von 20 cm.

Während die meisten Leute bei der Erwähnung von Reusen zunächst an Aalreusen denken, wurde die Reusen in Oberdorla zum Fang von Hechten und Schleien verwendet.

Die Tütenreuse

Diese Reusenform ohne Kehle ist eigentlich nur Teil eines größeren Fangsystems, zu dem der sogenannte „Hof“ gehört. Die Länge der Reuse betrug etwa 80cm – 1 Meter bei einem Durchmeser von 40-50 cm.

Der Hof ist eine Art Käfig aus einem Holzpalisaden oder Flechtzaun. In ihm sammeln sich die Fische, welche den Rückweg durch die Tütenreusen nicht mehr finden. Dort können sie dann zum Beispiel mit dem Kescher herausgefangen werden.

Die Trompetenreuse

Dieses Modell ist eigentlich ein primitives Reusenmodell für stark strömende Gewässer und wurde sogar noch im 20. Jh. zum Beispiel in England als sogenannter „Salmon Putcher“ in der Flußmündung des Severn verwendet. Diese Reuse ergibt in einem stehenden Gewässer wie dem See von Niederdorla eigentlich überhaupt keinen Sinn und kommt dort auch nur im Gegensatz zu den anderen dort archäologisch nachgewiesenen Reusenfunden nur einmal vor. Vielleicht stammt sie auch von dem Zulauf des Sees.

Die Trompetenreuse wird üblicherweise mit der verjüngten Öffnung gegen die Strömung gestellt. Der Fisch, welcher gegen die Strömung schwimmt, versucht, hindurch zu schwimmen und verklemmt sich in der verjüngten Spitze der Trompetenreuse. Auch diese Reuse kommt ohne eingeflochtene Kehle aus.

Eine andere Möglichkeit ggf. in stehenden Gewässern Fische mit diesem Reusenmodell zu Fangen, ist, Fische dort hinein zu scheuchen, auf das diese sich dann in der Reuse einklemmen.

Darauf könnten die später noch genauer erläuterten Trampen, ein Gerät zum „Scheuchfischen“, als „Plötscher“ in der Hechtfischerei heute immer noch gebräuchlich, hinweisen.

Fischkescher

Mit Keschern werden Fische und andere Wassertiere aus den Netzen oder anderen Fanganlagen gefischt, an der Angelschnur unterfangen, damit sie nicht in letzter Sekunde abfallen oder direkt im Wasser gefangen.

Hier gibt es mehrere Möglichkeiten der Konstruktion von Keschern.

Bei Keschern ist ein Netz an einen Bügel oder Rahmen aus Holz angeschlagen. Meine rekonstruierten Kescher in meiner eisenzeitlichen Fischereiausrüstung zeigen die beidengebräuchlichsten Möglichkeiten.Entweder wird auf eine gewachsene Astgabel vom Baum ein gelochtes Brett quer aufgesetzt. (Fund aus Niederdorla), oder an eine gewachsene Astgabel wird ein gebogener Holzbügel angebunden, an dem das Netz befestigt wird.

Mutmaßliches Fanggerät der Chauken, die „Buhne“

Ein römischer Autor beschreibt die Fischerei des germanischen Stammes der Chauken, indem diese zum Fischfang Zäune in die Tidengewässer bauen. Im Rhythmus der Tiden werden damit Fische gefangen. Bei dieser beschriebenen Fangtechnik könnte es sich um die urtümliche und noch bis in die 50er Jahre des 20. Jh. betriebene „Buhnenfischerei“ handeln. Die Buhnen sind Fangzäune aus Reisig oder Weidenstäben, welche trichterförmig zum ablaufenden Tidenstrom im Boden des Watts verankert sind .

Am Ende dieses „Trichters“ sind die Reusenkörbe der „Buhnen“ angebracht. Bei ablaufenden Tidenstrom fangen sich die abwandernden Fische in diesen Körben. In den Flußmündungen und in den Tidengebieten der französischen, niederländischen und deutschen Küste kamen solche Reusen verbreitet zum Einsatz.

Eine solche Buhnenreuse hat mir noch der niederländische Korbflechter Jan Voss aus Loosdrecht nachgefertigt. Diese Reuse entspricht bis in das kleinste Detail den Reusen, welche im 2005 erschienenen Buch „Fischerei in „Schleswig–Holstein“ von Horst Schübeler abgebildet ist. Die Abbildungen aus der Zeit um 1930 zeigen den Buhnenfischer Fritz Bohn mit seinem Fanggeräten, den Buhnen.

Buhne

Auch im Buch „Fischer, Boote, Netze“ von Heinrich Mehl und Doris Tillmann wird auf Seite 70/71 diese Fischereitechnik mit Bildern der 50er Jahre beschrieben. Möglicherweise handelt es sich bei den von den Römern beschriebenen Fischzäunen des Stammes der Chauken an der Nordseeküste um Buhnen, die dieser Bauart entsprechen dürften.

Die Reuse am Ende des Fischzaunes der Buhne wurde auch im 20. Jahrhundert in Zwirnbindung geflochten.Die Zwirnbindung ist die älteste nachgewiesene Flechttechnik in der Reusenherstellung und wird schon nachweislich seit der Mittelsteinzeit angewandt (z.b. Reusenfund vom Schlüsbeker Moor)

Da sich der Küstenverlauf seit der röm. Kaiserzeit weit ins damalige Landesinnere vorgeschoben hat, sind natürlich archäologische Nachweise dieser und anderer Techniken im Küstenbereich der Nordsee erschwert. Zumal Weidengeflechte leicht vergänglich sind.

Außer den Fischzäunen der küstenbewohnenden Stämme gab es in der Eisenzeit auch Fischzäune im Binnenland. Ein sehr schönes Beispiel von früheisenzeitlichen Fischzäunen stammt aus dem Voralpenland vom Federsee bei Bad Buchau und diente wohl hauptsächlich dem Hechtfang in der Laichzeit im Frühjahr. Datiert wurde der Fischzaun von Oggelshausen -Bruchgraben auf das 7 Jh. v. Chr. (Hallstattzeit).

Reusen

Ähnlich wie die Buhnen war auch hier ein, in diesem Fall in Nordrichtung geöffnetes trichterförmiges zaunartiges Flechtwerk als Fischzaun in ca. 50 Meter Breite in Gebrauch, an dessen Trichterende auf Pfählen stehende kleine Hütten befanden.

Im Bereich dieser Hütten wurden die Hechte vermutlich in Netzen oder Reusen gefangen. Für die Netz,- und Reusenfischerei am Federsee liegen archäologische Funde dem Neolithikum vor. Um die Fischerhütten auf Pfählen fanden sich sehr viele Fischgräten auf dem Seegrund, vor allen die Kopfskelette von Hechten. Schnittspuren an den dort gefundenen Fischgräten deuten darauf hin, dass hier, zumindest ein Teil des Fanges noch vor dem Abtransport vor Ort zerlegt (filetiert?) wurde.

Netzfischerei in der Eisenzeit

Auch kleinere Gewässer wurden in der Eisenzeit und römischen Kaiserzeit mit Netzen befischt.

Der Nachweis von Netzen oder deren Ausstattung (Flotten und Senker) belegt die Arbeit von Personen, welche sich professionell mit der Fischerei beschäftigen. Selbst im kleinen See von Oberdorla fanden sich einige Hinweise auf die Netzfischerei.

Die dort nachgewiesenen Netzschwimmer oder Senker können jedoch sowohl von Zugnetzen, als auch von Stellnetzen stammen. Bei einer nachgewiesene Flottengröße von 16 cm Länge bei dem Oberdorla würde ich als Fischer darin eher eine Flotte eines Zugnetzes als die Flotte eines Stellnetzes sehen. Für diese Zeit kenne ich bis den Nachweis einzelner teilweise sehr große nachgewiesene Netzflotten aber ansonsten keinen direkten Hinweis auf Zugnetze außerhalb des römischen Imperiums.

Von den Römern gibt es jedoch zeitgleich bildliche Abbildungen der Fangtechnik mit dem Zugnetz, ebenso wie Beschreibungen der Stellnetzfischerei, welche sich in Mittel- und Nordeuropa schon seit der Mittel und Jungsteinzeit nachweisen läßt.

Foto: Ralf Baumeister, Federsee-Museum, Bad Buchau

Foto: Ralf Baumeister,
Federsee-Museum, Bad Buchau

Stellnetz

Das Stellnetz ist ein passives Fanggerät, welches wie eine Wand oder ein Zaun im Wasser steht, von Senkern aus Stein oder Keramik am Grund gehalten und von Auftriebskörpern aus schwimmenden Material den „Flotten“, z.B. aus Rohrkolben, leichten Holz oder Borke wie Kiefer und Pappel im Wasser stehend aufgerichtet.

Fische, die auf die feinen Maschen treffen und versuchen, hindurch zu schwimmen, fangen sich wie in Schlingen. Die feinen Maschen werden von den Fischen vermutlich nur als für sie „ungefährliche Wasserpflanzen“ wahrgenommen. Anhand der ausgewählten Maschenweite lässt sich die Größe der darin gefangenen Fische beeinflussen.

Verankert würden diese passiv fischenden Netze am Gewässergrund mit angespitzten Stangen (Oberdorla) oder wie schon Jahrtausende zuvor mit angebundenen Steinen. Denkbar sind auch primitive Netzanker wie in römischen Gebieten oder im späteren Frühmittelalter. Die Verwendung von Netzsenkern aus Blei war in der Eisenzeit und in der römischen Kaiserzeit außerhalb des römischen Imperiums nicht üblich. Statt dessen wurden die Netzunterleinen mit steinernen Senkern oder Keramikscherben beschwert.

Zugnetz

Das Zugnetz (Wade) ist im Gegensatz dazu ein aktives Fanggerät, welches vom Boot aus ausgelegt und dann langsam gleichmäßig zusammengezogen wird. Zugnetzfischerei erfordert genaueste Kenntnisse des Gewässergrundes und etwaiger Hindernisse unter Wasser, welche das Netz beim einholen blockieren oder beschädigen könnten.

Die Zugnetzfischerei wird entweder von einem oder 2 Booten ausgeübt. Zum Schluss, je nach Konstruktion des Zugnetzes, sammeln sich die damit im befischten Gewässerabschnitt „eingezäunten“ Fische entweder in einer Tasche oder in einem Fangsack, von wo aus sie herausgefangen werden.

Zugnetz setzen

Zugnetz einholen

Netznadeln

Ähnlich verhält es sich mit dem wichtigsten Werkzeugen zur Netzherstellung, der „Filetnadel“. Bei den Römern lässt sich die Filetnadel zur Netzherstellung und Reparatur oft nachweisen, in der Colonia Ulpia Trajana ( Xanten) zum Beispiel aus Bronze. Solche Funde metallener Netznadeln sind mir den Augrabungen Mitteleuropa außerhalb des Römergebietes nicht bekannt.

Aus der Bronzezeit gibt es jedoch schon den Fund einer sehr feinen Netznadel aus den Pfahlbauten am Bieler See (Schweiz). Für die vorrömischen Eisenzeit und der frühen Kaiserzeit liegen nach Publikationen aus Polen die Funde von pfriemartlgen Netznadeln vor, wie sie aus Funden, z.B. Laibacher Moor, auch schon im Neolithikum bekannt waren .

Ebenfalls aus Seeuferfunden des Neolithikum gibt es bereits das Maßbrettchen, welches beim Stricken der Netzblätter für die Gleichmäßigkeit der Maschenweite sorgt. Netzgarne für Stellnetze mussten aus feinsten Garn bestehen.

Schon aus Neolithischen Funden sind feinste, gleichmäßige Stellnetzblätter aus gezwirntem Garn belegt.Für die Netzherstellung standen Baumbaste wie Lindenbast, Ulmenbast und Lieferanten feine Fasern wie Leinen und die gute alte Brennnessel zur Verfügung, die das Wort Netz (= Nettel) im Namen führt.

Am Ende der Bronzezeit – frühen Eisenzeit kam dann auch der Hanf als Faserlieferant für extrem reißfeste Fasern mit hinzu. Tauwerkreste und zum Teil feine Textilreste vom Hanf sind aus verschiedenen archäologischen Fundorten der Hallstattzeit belegt. Für Stellnetzblätter werden Fischer der Eisenzeit vermutlich Leinengarne, Brennnessel und Hanfgarne verwendet haben. Aus dem skandinavischen Raum ist mir bis zum Ende des Frühmittelalters nur ein ein (unsicherer) Fund von Hanf als Garnlieferant (in diesem Fall für ein Stück Tauwerk) bekannt.

So könnte es sein, das ein eisenzeiticher Fischer aus der Hallstattzeit am Bodensee vielleicht mit einem Stellnetz aus feinem Hanfgarn fischte, ein zeitgleich lebender Fischer in Südskandinavien dagegen mit einem Flachs oder Nesselnetz.

Trampenfischerei

Die Trampe (niederdeutsch “Plötscher“) ist ein oft mehrere Meter langer Holzstab, z.T. mit einer keulenförmigen Verdickung am Ende.

In Obererdorla fanden sich Holzfunde, die als Teile solcher Trampen interpretiert werden. Gerade für die dort hauptsächlich befischten Hechte ist dies eine bis heute in Europa gebräuchliche Technik. Bei der Trampenfischerei werden Fische mit dem Hilfsmittel „Trampe“ in Stellnetze oder andere vorbereitete Fanggeräte gescheucht. So wird zum Beispiel zuerst ein Stellnetz dicht am Ufer ausgesetzt, dann wird mit der Trampe hinter das Netz geschlagen oder vibriert und der dort befindliche Fisch flüchtet sich in tieferes Wasser, direkt in das an der Kante ausgelegte Stellnetz.

Keulenfischerei

In Obererdorla fanden sich hölzerne Keulen. Diese kamen beim sog. „Hechte dröhnen“ noch bis ins 20. Jahrhundert zum Einsatz. Wenn im Winter die Gewässer vom Eis bedeckt waren, wurden im klaren Wasser die darunter befindlichen Fische ausgemacht.. Durch einen wuchtigen Schlag auf die Eisoberfläche wird dann eine Druckwelle verursacht, welche die darunter befindliche Fische betäubt, so daß diese leicht herausgefangen werden können.

Schlaghaken und Schlagschlingen (Schlöpf)

Diese Fischerei wird mit diesem Gerät meist auf Hechte angewandt. Im Frühjahr wandern Hechte nach der Eisschmelze bei etwa 4°C Wassertemperatur in flache Feldkanäle und auf das überflutete Ufer, um zu laichen. Dort wurde ihnen mit diesen Fanggeräten, die beide auch in Oberdorla nachgewiesen wurden, nachgestellt.

Da Hechte in dieser Zeit sehr träge und unvorsichtig sind, sind sie im flachen Wasser in dieser Jahreszeit auch für nicht „professionelle Fischer“ eine leichte Beute. Allerdings wird klares Wasser für eine gute Sicht auf den Fisch benötigt. Der Schlaghaken nach den Funden aus Oberdorla ist ein Holzstab(Weißdorn, Hasel) mit meist gewachsener Gabelung an einer Seite, aus der ein Haken, ähnlich wie beidem zum Landen verwendeten Gaffhaken geschnitten worden ist. Jedoch sind Schlaghaken wesentlich länger als ein einfacher Gaffhaken.

Mit dem Schlaghaken wird der Fisch aus dem flachen Wasser mit einem Ruck an Land gerissen. Mehrere hölzerne angespitzte Haken aus dem Fundmaterial des germanischen Seeheiligtums von Oberdorla werden in der Publikation von Hans Joachim Barthel als Schlaghaken gedeutet. Eiserne Schlaghaken sind mir aus keltischen Funden der La Ténezeit bekannt. Diese hatten einen einen Widerhaken an der Hakenspitze.

In einer älteren Publikation aus dem Jahr 1904 erwähnt Eduard Krause den Fund eines (bronzenen!) Schlaghakens aus der Schweiz. Leider ist mir die Erwähnung dieses Fundes aus keiner jüngeren Publikation bekannt. es ist nicht sicher, ob der von Krause erwähnte Fund noch der jüngeren Bronzezeit oder schon der Hallstattzeit zuzuordnen ist.

Das sehr fein ausgearbeitete Fanggerät hat eine Tülle und sogar eine Sicherungsöse zum Anbinden an den Schaft. Auch dieser bronzene Schlaghaken hat einen Widerhaken.

Ähnlich funktioniert die Schlagschlinge (Schlöpf).

Dieses, meist aus einer Astgabel bestehende Fanggerät, in welches eine Schlinge aus einer tierischen (Pferdeschweifhaar) oder pflanzlichen Material gefertigten Schnur geklemmt war, wurde dem Hecht im flachen Wasser vorsichtig über den Kopf hinter die Kiemendeckel gestreift und dann wie ein Galgenstrick ruckartig zusammengezogen. In Niederdorla wurden 2 Varianten dieses Fanggerätes gefunden, im Fall eines vorne durchbohrten Holzstabes anstatt einer Gabel sogar noch mit Resten der Schlagschnur aus Pferdehaar.

Fischspeere

Im kleinen See von Oberdorla wurden die Spitzen von ein- oder mehrzinkigen hölzernen Fischspeeren gefunden. Trotz der zeitgleichen Verwendung von eisernen Fischspeeren waren bei den Germanen in der Eisen- und römischen Kaiserzeit auch immer noch die offenichtlich bewährten hölzernen Fischspeere gebräuchlich.

Hölzerner Fischspeer

Dreizack

Ein Dreizack mit geschlossener Tülle aus der vorrömischen Eisenzeit ist von keltischen Fischern verwendet worden.

Lystern (Aalstecher) sind von eisenzeitlichen germanischen Funden aus Norwegen bekannt. So fand sich eine mit ca. 13,5 cm Länge sehr zierliche 3-teilige Lyster in Frengsted (Norwegen).Eine Besonderheit ist hierbei, das bei dieser Lyster sogar noch Teile der damaligen Wicklung zur Fixierung der eisernen Spitzen erhalten sind. Mit Lystern wird vorzugsweise auf schlammigen oder sandigen Grund auf Aal gefischt.

Im Winter war die Aalfischerei mit der Lyster unter dem Eis bereits seit der Mittelsteinzeit eine verbreitete Fangtechnik.Statt den Fisch direkt auf Sicht zu speeren, wird der Aal mit Stichen in den schlammigen Grund „gesucht“. Dabei wird der Fisch zwischen den Schalmen eingeklemmt und auf den Mitteldorn aufgestochen. Diese Fangtechnik stellte in früheren Zeiten intakter Aalbestände und sogar noch bis in das 20. Jh. hinein eine wichtige winterliche Erwerbsquelle für Fischer dar. Im 20 Jh. wurde diese Fischereitechnik in Deutschland dann verboten.

Eine richtige fünfzackige Fischgabel fand sich in BØ Nordre in Norwegen. Aus dem germanischen Gebiet südlich der Elbe sind mir bislang vergleichbare archäologische Funde wie die hier im vorliegenden Text aus Norwegen erwähnten bislang nicht bekannt

Lyster

Fischereifahrzeuge

Als Fischereifahrzeuge in Mittel- und Nordeuropa jenseits der römischen Welt wurden in der Binnenfischerei wohl hauptsächlich Einbäume aus unterschiedlichen Hölzern und variierenden Größen verwendet worden sein. Zumal auch römische Fischer noch Einbäume (Klopeiner See, Österreich) verwendeten. Datiert auf das erste Jh. nach Chr., wurden auch Wölbboote (Einbäume mit aufgesetztem Plankengang und Innenspanten) gebraucht.

Auch liegen fragmentarische Funde verplankter kleinerer Boote dieser Zeit vor, die ggf. zum Fischfang geeignet gewesen wären.

Aquakultur

Aus römischer Zeit existieren sowohl schriftliche wie auch archäologische Nachweise der Aquakultur. Der römische Author VARRO nennt die Fischhaltung von Süßwasserfischen bereits im ersten vorchristlichen Jahrhundert „eine der landwirtschaftlichen Traditionen unserer Ahnen“.

Römische Bauern konnten mit ihren vergleichsweise meist kleinen Fischteichanlagen Speisefische hältern oder aufziehen. Auch die einfachen Anlagen verfügten bereits über Zu- und Ableitende Wasserleitungen oder Kanäle, wie auch heute noch in der Teichwirtschaft üblich ist.

Statussymbol der römischen Oberschicht war ebenfalls, jederzeit über frischen Fisch verfügen zu können. So wurden auch in deren Gütern Fischteiche und Fischbecken angelegt, sowohl für See, als auch Süßwasserfische. Vermutlich dienten diese Teich, wie römische Autoren wie PLINIVS der Ältere und COLVMELLA berichten, meist der Hälterung gefangener Wildfische. Jedoch spricht COLVMELLA in seinem Werk „De re rustica“ auch von der Zucht von Meeresfischen. So würde „der Vermehrung der Fische ihren natürlichen Verlauf gelassen“.

COLVMELLA berichtet von Besatzmaßnahmen mit süßwassertoleranten Seefischarten wie Barschen und Goldbrassen in Seen, wo diese sich dann vermehrt hätten. Ob diese Seen tatsächlich reine Süßwasserseen oder Brackwassergewässer mit niedrigen Salzgehalt waren, ist nicht geklärt. Besatzmaßnahmen mit empfindlichen Seefischen in Süßwassergewässern erwiesen sich nach COLVMELLAs Angaben als Fehlschläge. Während die bislang nachgewiesenen archäologischen Funde von Fischbecken nördlich der Alpen lediglich zur Hälterung von gefangenen Fischen taugen, könnten einige der archäologischen Nachweise von Fischteichen in Italien sowie auch der sehr komplex angelegten Meerwasserbecken sogar die Vorraussetzungen für eine Fischzucht. erfüllen. In diesen Anlagen sind viele Becken unterschiedlicher Größe über Zuläufe miteinander verbunden. Die Fische in den einzelnen Becken ließen sich durch bronzene Gitter voneinander trennen und die Becken gegen das Entweichen absperren. (COLVMELLA „De re rustica“).

COLVMELLA betont die Wichtigkeit der Zuleitung von Frischwasser und der Ableitung von erwärmten und sauerstoffarmen Wassers.

Einige Teichanlagen in Küstennähe wurden sogar über weitere Strecken durch aufwändige Kanäle oder Wasserleitungen mit Frischwasser von der See versorgt. Der Römische Author HORAZ erwähnt im ersten Jh.v.Chr. das manche Küstenabschnitten viel mehr von den zahlreichen Anlagen der großen Meeresfischbecken geprägt wurden, als vom natürlichen Küstenverlauf. HORAZ Behauptung lässt sich auch durch die zahlreichen archäologischen Nachweise solcher Meeresbecken belegen. Dabei stellt sich die Frage, ob diese auf Massenhaltung ausgelegten Fischbeckenanlagen der Haltung oder Hälterung (oder gar Zucht?) von Speisefischen oder dern damals sehr begehrten Zierfischen ausgelegt waren.

In der gleichen Region existierten zahlreiche Villen mit repräsentativen, aufwändig gestalteten Meerwasserteichanlagen. Dort wurden nach Auskunft römischer Authoren wie VARRO, COLVMELLA, PLINIVS und SENECA verschiedene Fischarten als Zierfische gehalten.Zum Beispiel Doraden, Meeräschen, Muränen, Plattfische, Streifenbarben, Wolfsbarsche …

Besonders beliebt waren die häufig erwähnten Muränen, die in großer Zahl in solchen Meerwasserteichanlagen gehalten worden sein sollen. Muränen können in der Gefangenschaft sehr zutraulich werden. Vom Censor des römischen Senats LICINIVS CRASSVS MVRENA ist bekannt, dass er seine Muränen an das Füttern aus der Hand gewöhnte, sie mit Geschmeide schmückte und nach dem Tod einer von ihm sehr geliebten Muräne Tränen vergoss.

Das die Römer, wie von einigen modernen Autoren behauptet, angeblich bereits Karpfen züchteten oder hälterten, lässt sich nicht nachweisen. Es ist keine schriftliche Erwähnung des Karpfens vor dem Jahre 533 erwähnt. In dieser Zeit erwähnt der spätrömische Senator CASSIODORVS erstmals die Fischerei auf einen als „carpa“ bezeichneten Fisch in der Donau.

Austernzuchten wurden als OSTRIARIA bezeichnet,sind in der Literatur erwähnt und zudem auf römischen Abbldungen überliefert.

Als Pionier der gewerblichenen Austernzucht gilt SERGIVS ORATA, welcher sich als Angehöriger der römischen Oberschicht der Austernzucht widmete. ORATA lebte zu Beginn des ersten vorchristlichen Jahrhunderts. Den zeitgenössischen römischen Abbildungen zufolge hat sich die Technik und die Anlage der Austernzuchten bis zu den Austernfarmen im heutigen Italien kaum verändert.

Austernschalen in römischen Abfallgruben tauchen bisweilen sogar sehr küstenfern auf. Grund hierfür ist wohl, das Austern sich mindestens einige Tage lang bei kühlen Wetter lebend über Land transportieren lassen. Natürlich konnte man damals Austern auch durch Pökeln oder Räuchern für den Transport haltbar machen.

Wer an profunden Informationen über römische Fischhaltung interessiert ist, dem möchte ich die Arbeit von Herrn Schmölcke und Frau Nikulina empfehlen: „Fischhaltung im antiken Rom und ihr Ansehenswandel im Licht der politischen Situation“
Dieser findet sich in „Schriften des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig Holstein, 2008, Band 70“

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